Selbstmanagement Tipp 2: Kompression hilft
- Praxis Hofmänner

- 22. Apr.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Mai
Sei es bei Venenleiden oder Lymphgefässproblemen: man kommt am Thema Kompression nicht vorbei. Kompressionsbestrupfung ist entscheidend um Therapieerfolge zu erhalten und eine Verschlechterung des Zustandes zu verhindern. Aber auch bei der Regeneration nach dem Sport und der besseren Heilung von Narbengewebe, wird sie immer bedeutender. Mit diesem Beitrag möchten wir Ihnen die vielen Vorteile der Kompression aufzeigen und Sie dazu ermutigen, Kompression, wenn nötig, anzuwenden.
Jahrtausende alte Therapieform
Bereits im 16. Jahrhundert v. Chr. wurde in einem medizinischen Papyrus des Alten Ägyptens der Verbandsstoff (Leinenbinden) und das exakte Anlegen des Kompressionsverbandes zur Behandlung variköser Beine dokumentiert. Obwohl sich über die Jahre die Techniken und Materialien verbesserten, hat die Kompressionsbehandlung bis heute seine Wichtigkeit bewahrt. Auch darf nicht vergessen werden, dass die Kompressionstherapie keine Neuerfindung des Menschen ist. Sie ist im Körper bereits vorgegeben, nämlich in Form einer Faszie, welche die Muskulatur der gesamten unteren Extremität umfasst.
3 Positive Effekte der Kompression
Wirkung auf die Makrozirkulation - Steigerung des venösen und lymphatischen Rückflusses:
Bewegung ist wichtig, denn die Muskelpumpe unterstützt die Venen und Lymphgefässen beim Rücktransport der jeweiligen Flüssigkeit (Blut/Lymphe). Der Kompressionsverband verstärkt die Funktion der Faszie und verbessert somit die Effektivität der Beinmuskelpumpe.
Die oberflächlichen Venen (ausserhalb der Faszien liegend) werden eingeengt, so dass die infolge der krankhaften Erweiterung der Venen eingeschränkte Klappen- bzw. Ventilfunktion wiederhergestellt und damit ein krankhafter venöser Rückfluss verhindert wird. Bei den Performansvenen, welche für den Abtransport des Blutes von den oberflächlichen- zu den tiefen Venen zuständig sind, ist es ähnlich. Der krankhafte Druck von den tiefen zu den oberflächlichen Venen wird unterbunden, der Druck im oberflächlichen Venensystem nimmt ab.
Durch den Druck der Kompression wird der innere Hohlraum der Venen und Lymphgefässe zusammengedrückt und die Strömungsgeschwindigkeit verbessert sich. Das venöse Blut (sauerstoffarm) sowie die Lymphflüssigkeit (Lymphe genannt, enthält Abfallstoffe), können somit schneller abtransportiert werden. Durch den gesteigerten venösen Abfluss kann sich das Blut nicht ablagern und versacken, einer Unterversorgung mit Blut wird entgegengewirkt. Dies ist insbesondere in der Schwangerschaft von Bedeutung, wo die Kompressionstherapie nicht nur der Mutter nützt, sondern sich auch positiv auf die Entwicklung des Föten auswirkt.
Infolge der Erhöhung der Blutströmungsgeschwindigkeit sinkt die Bereitschaft der Thrombozyten sich Anzuhäufen (Bildung eines Thrombus) und damit das Thromboserisiko. Bereits bestehende Thromben werden an die Gefässwand angelegt und besser fixiert, das Embolierisiko nimmt ab.
Beim Zusammenziehen der Muskulatur gegen den Widerstand der Kompression werden die Lymphgefässe massiert und dadurch die Lymphangiomotorik angeregt - ähnlich wie bei der manuellem Lymphdrainage. Dadurch erhöht sich die Fliessgeschwindigkeit der Lymphe und Abfallstoffe wie überschüssiges Laktat nach sportlicher Aktivität oder Entzündungsfaktoren aufgrund einer Verletzung oder Krankheit werden schneller abtransportiert.
Wirkung auf die Mikrozirkulation - Verbesserung der Ver- und Entsorgung des Gewebes:
Pathologische (krankhafte) Eiweissansammlungen, welche als Auslöser für entzündliche Prozesse wirken, werden abgebaut.
Die verbesserte Strömgeschwindigkeit des Blutes führt zu einer verbesserten Nährstoffversorgung im Körper. Dies ist besonders wichtig bei der Wundheilung, wie beim Ulcus Cruris, einer schlecht heilenden Wunde am Unterschenkel - oft ausgelöst durch einen venösen Überdruck oder Diabethes. Zusätzlich werden Mikroödeme abgebaut, sodass sich die Wege für die Versorgung des Gewebes verkürzen.
Wirkung auf regenerative und resorptive Prozesse - Verhinderung von Wundheilungsstörungen:
Wundödeme, welche die Heilung beeinträchtigen und Infektionen fördern, werden verhindert.
Bei entzündlichen Prozessen, wie beispielsweise bei rheumatischen Erkrankungen, wird der hohe Gewebedruck durch die Kompression reduziert, was die Durchblutung des Gewebes verbessert (Ischämie reduziert) und Schmerzen reduziert.
"Blaue Flecken" (Hämatome bzw. Ansammlung von Blut ausserhalb der Blutgefässe) verschwinden schneller.
Hyperthrope Narben lassen sich verhindern - sofern früh genug mit der Kompression begonnen wird. Die Bandage ersetzt den im Wundbereich fehlenden Hautdruck, der in der intakten Haut die übermässige und ungerichtete Bindegewebsneubildung verhindert.
Auch bereits bestehende harte, knotig verhärtete Narben lassen sich durch eine Kompressionstherapie mildern. Der ausgeübte Druck fördert die Gefässeinsprossung ins Narbengewebe und wirkt aktivierend auf Makrophagen (Fresszellen).
Vorgehen bei Bedarf nach Kompression
Wer Kompression benötigt, hat je nach Beschwerdebild verschiedene Möglichkeiten. Bei leichteren Ödemen, etwa auf Reisen oder bei längerem Sitzen, können in der Apotheke erhältliche Reisekompressionsstrümpfe ausreichend sein. Auch Sportbekleidung erhält oft Kompressionselemente, welche die körpereigene Kompression unterstützt. Bei stärkeren oder chronischen Beschwerden empfiehlt es sich, mit einer ärztlichen Verordnung ein Orthopädiegeschäft aufzusuchen. Dort erfolgt eine individuelle Beratung. Besonders bei Massanfertigungen ab ist es wichtig, dass die Kompressionsversorgung gut sitzt und der richtigen Kompressionsklasse entspricht. Je nach Beschwerdebild und Kompressionsklasse (i.d.R. ab Klasse 2) übernimmt die Krankenkasse einen Grossteil der Kosten. Im Sarganserland kann die Praxis Hofmänner das Orthopädiegeschäft Nägele (https://orthopaedie-negele.li/) empfehlen.
Wichtig ist, dass die Kompression auf das jeweilige Beschwerdebild abgestimmt wird. Sind beispielsweise vor allem die Zehen ödematisiert, können bereits Zehenkappen und Kniestrümpfe genügen. Sind hingegen auch Oberschenkel oder die Bauchregion betroffen, kann eine Kombination aus Oberschenkelstrümpfen und einer Kompressionsbermuda sinnvoll sein. Es gibt verschiedene Anbieter von medizinischer Kompressionsbekleidung. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um sich beraten zu lassen und die für Sie passende Versorgung zu finden.
Eine weitere Möglichkeit der Entstauung ist neben er Kompressionsbestrumpfung das Bandagieren. Dies wird vor allem in Rehazentren oder spezialisierten Lymph-Kliniken durchgeführt. Bei ambulanter Lymphdrainagetherapie ist es eher die Ausnahme. Wichtig zu wissen: Bandagen können die Mobilität deutlich einschränken, und je nach Art der Bandagierung ist das Autofahren rechtlich nicht mehr erlaubt. Zudem muss eine Bandage bei Lymph- oder Lipödemen mindestens fünf Stunden getragen werden, um ihre optimale Wirkung entfalten zu können. Gerne b
Und ganz entscheidend
Kompression hilft nur, wenn sie richtig getragen wird. Fühlt man sich damit unwohl oder kann sie nicht selbstständig anziehen, sollte gemeinsam nach einer anderen, praktikableren Lösung gesucht werden. Insbesondere bei Lymphödemen im Stadium 1 (reversibles Lymphödem), in welchem das Ödem bei der richtigen Behandlung wieder vollständig verschwinden kann, ist die richtige Bestrumpfung entscheidend. Ansonsten kann es sich zu einem Stadium 2 wandeln. In den Stadien 2 und 3 kann das Ödem nicht mehr vollständig verschwinden, eine Vergrösserung kann aber mit der Kompression vermieden werden.
Gerne helfen wir Ihnen bei einem Beratungstermin gerne weiter.


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